Projekt
Das Vorhaben Zukunft mit Dorfwerten wird innerhalb des Programms Region gestalten des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) gefördert. Als eine von elf aus insgesamt 32 bundesweit ausgewählten Modellkommunen erhält der Kreis Südwestpfalz eine Bundesförderung von rund 700.000 Euro zur Entwicklung und Umsetzung eigener Strategien mit dem Ziel ihre Resilienz gegen krisenhafte Ereignisse zu erhöhen. Angesichts der zunehmenden Risiken durch den Klimawandel und geopolitischer Konflikte müssen Städte und Regionen ihre Infrastruktur schützen und sich auf krisenhafte Ereignisse vorbereiten. Die Initiative „Resiliente Regionen“ des BMWSB unterstützt die teilnehmenden Regionen des Programms „Region gestalten“ dabei, Frühwarnsysteme einzurichten, die Energieversorgung umzustellen und ihre Infrastruktur zu schützen. Hierzu gehört auch die Etablierung planerischer Ansätze für eine wirksame Vorsorge, beispielsweise der Aufbau einer Risikokommunikation oder ein Verwaltungsumbau zur Sicherstellung einer möglichst schnellen Handlungsfähigkeit im Krisenfall.
Der Begriff der Resilienz wird häufig übersetzt als „Widerstandsfähigkeit“. Bezogen auf den Menschen beschreibt Resilienz die Fähigkeit von Personen oder Gemeinschaften, schwierige Lebenssituationen wie Krisen oder Katastrophen ohne dauerhafte Beeinträchtigung zu überstehen. Resilienz in Bezug auf den Klimawandel bedeutet zum Beispiel, dass der Mensch lernt, mit den Risiken und Folgen der globalen Erwärmung zu leben, sein Verhalten daran anzupassen und künftigen Krisen vorzubeugen. (Quelle: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung).
Im Projekt Zukunft mit Dorfwerten wird untersucht, wie durch Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und Klimaschutzprojekte neue Wertschöpfungseffekte erzielt und neue Arbeitsplätze geschaffen werden können. Durch die zunehmenden Risiken der Energiesicherheit, des Klimawandels und der demographischen sowie wirtschaftlichen Entwicklungen im Landkreis Südwestpfalz sollen bis Herbst 2025 innovative Lösungen für eine Resilienzstrategie erarbeitet werden, beispielsweise durch:
- Klimawandelanpassung, insbesondere Arten-, Boden-, Hochwasserschutz durch Agrarholzanbau
- Klimaschutz, insbesondere Einsatz des Agrarholzes in der CO2-neutralen Wärmeversorgung in Verbindung mit Wärmenetzen
- Schaffung damit einhergehender neuer Dorfwerte durch Wertschöpfung, etwa durch den Aufbau einer Biomasselogistik und regionalen Energieversorgung
- Eine weiterentwickelte Risikokommunikation und Vernetzung in der Region
Im Landkreis Südwestpfalz steht der Anbau von schnell wachsenden Bäumen in der Landwirtschaft (Agrarholz) im Fokus. Das alle vier bis acht Jahre geerntete Holz kann als Energieträger für eine klimaneutrale Wärmeversorgung eingesetzt werden. Hierzu wird im ersten Projektjahr eine Potenzialanalyse für den Anbau von Agroforstsystemen (Flächenuntersuchung), zur Erfassung der Biomasselogistikstrukturen (Akteursuntersuchung) sowie zur Ermittlung von möglichen Anschlussnehmern neuer Nahwärmeverbünde auf Basis einer lokalen energetischen Verwertung der Agrarhölzer (Wärmekartierung in allen Ortsgemeinden) erstellt.
Als Beitrag zur Klimawandelanpassung und somit zur Steigerung der Resilienz sollen zukünftig weitere Eigenschaften des Anbaus von Agrarhölzern im Landkreis zunutze gemacht werden. So können durch einen gezielten streifigen Anbau des Agrarholzes zugleich Beiträge zur Erosionsminderung, Abflussreduktion bei Starkregenereignissen, Landschaftsgestaltung, Biotopvernetzung oder Kohlenstoffspeicherung erzielt werden.
Ebenfalls wird im Projekt untersucht, welche neuen regionalen Organisationsstrukturen zur Vermarktung der neuen Angebote zu schaffen sind und welchen Beitrag die Planungsebene bringen sollte. Vorgesehen ist die Durchführung mehrerer Beteiligungsformate während der Projektlaufzeit, die im September 2025 endet. Dies sind beispielsweise Bürgerforen zur Vertiefung des Dialogs / Sensibilisierung oder Zielgruppen-spezifische Workshops zur Anpassung von Verwaltungs- und Planungsstrukturen. Die finalen Ergebnisse nach Erarbeitung und Durchführung eines Praxistests des integrierten Maßnahmenpakets werden anschließend ausgewertet und anderen Regionen zur Verfügung gestellt.
Hauptverantwortliche Partner im Projekt sind die Kreisverwaltung Südwestpfalz, das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) als wissenschaftlicher Partner und die Nachhaltigkeitswerkstatt und Consulting (NAWECO) als begleitendes Beratungsbüro.
Das Projekt startete im Landkreis im Frühjahr 2023 mit einer Pressekonferenz. Seither wurden unter Beteiligungen insbesondere der Verbandsgemeindeverwaltungen Daten zur Ausgangssituation vor Ort erhoben und ausgewertet. Mit der öffentlichen Auftaktveranstaltung am 22.11.23 richtete sich der Landkreis und das Projektteam an alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sowie politisch Verantwortliche in Gemeinderäten und Kreistag. Mit rund 70 Gäste zeigte sich ein großes Interesse an dem Projekt und den forcierten Themen. In angenehmer Atmosphäre erhielten sie einen Einblick in das Projekt, bisherige Projektergebnisse und Entwicklungsperspektiven (siehe Beitrag des OKTV Südwestpfalz e. V. zur öffentlichen Auftaktveranstaltung).