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Exkursion zum Ingweilerhof (Kreis Kusel)

11. Februar

Im Rahmen des Projektes „Zukunft mit Dorfwerten in der Südwestpfalz“ wurde im Februar 2025 eine Exkursion zum Ingweilerhof von Axel Schönbeck in Reipoltskirchen durchgeführt. Der Ingweilerhof gilt als Best-Practice Beispiel und Vorreiter für die Verknüpfung von Schutz vor Starkregen und Hochwasser, landwirtschaftlicher Nutzung und lokaler Nahwärme durch Agroforstsysteme. Als Agroforst(-wirtschaft) wird der gezielte Anbau und die Integration von Bäumen in eine landwirtschaftlich genutzte Fläche bezeichnet.

Herr Schönbeck setzt bei seiner Agroforstbewirtschaftung auf das Pioniergehölz Pappel und schafft es durch den Anbau auf rund 20 Hektar Fläche genug Energie zu erzeugen um die 4000 Quadratmeter des an das Nahwärmenetz angeschlossenen Seniorenheims sowie die Wohngebäude des Hofs zu versorgen und somit 45.000 l Heizöl pro Jahr zu sparen. Zusätzlich zu Lieferung eines energetischen Rohstoffes betont Axel Schönbeck als weitere positive Nebeneffekte der Pappel-Plantagen die Förderung der Biodiversität und die entstehenden Synergieeffekte im Biotopverbund sowie den Beitrag zur Hochwasservorsorge und als Ergänzung zu baulichen Maßnahmen die Entstehung einer Retentionsfläche zum „Nulltarif“.

Wichtig ist laut Herr Schönbeck zu betonen, dass der Anbau reiner Pappeln, auch als Monokultur angesehen werden kann. Allerdings unterscheidet sich diese Monokultur deutlich von anderen, wie zum Beispiel dem Anbau von Mais. Während Maisfelder meist eine sterile Umgebung mit geringer Artenvielfalt aufweisen, bietet der Pappelanbau auf dem Ingweilerhof Raum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren im Unterholz. Durch die regelmäßige Ernte und den anschließenden Neuaustrieb der Pappeln entsteht ein dynamisches Ökosystem, das eine Vielzahl von Mikrohabitaten für verschiedene Arten bietet. Dies führt zu einer höheren Biodiversität im Vergleich zu anderen Monokulturen. Darüber hinaus bietet der Pappelanbau auch Vorteile in Bezug auf die Bodenfruchtbarkeit und die Wasserrückhaltung, da die Wurzeln der Pappeln den Boden stabilisieren und die Verdunstung reduzieren. Im Gegensatz dazu kann der Anbau von Mais zu Bodenerosion und einer Verschlechterung der Bodenqualität führen. Durch den gezielten Anbau von Pappeln als Agroforst kann somit eine nachhaltige und umweltfreundliche Energiequelle geschaffen werden, die auch positive Auswirkungen auf die lokale Ökosysteme hat.

Die verschiedenen Schritte vom Anbau über die Ernte sowie Trocknung und Verarbeitung bis hin zur energetischen Verwertung wurden den Teilnehmern der Exkursion vorgestellt. Am Anfang erfolgt die Anpflanzung durch Stockaustrieb, also wurzelnackte Stecklinge, welche im Abstand von 2 m in die Erde gesteckt werden. An den Stecklingen bildet jede Knospe einen neuen Terminaltrieb und wächst so innerhalb von 7 Jahren zu einem bis zu 20 m hohen Baum. Nach dieser Zeit werden die Pappeln mit einem Baggergreifer in der Vegetationsruhe zwischen Januar und Februar geerntet und treiben anschließend von selbst wieder aus. Dieser Prozess kann somit ohne Rekultivierung bis zu sechsmal wiederholt werden und zeigt nach der Begründungsphase stabile Erträge. Nach der Ernte bleiben die Bäume fünf bis sechs Monate auf dem Feld liegen bis zu einer Restfeuchtigkeit von 35 %, dann ist das Holz lagerstabil und es finden keine Kompostierungsprozesse mehr statt. Anschließend erfolgt die Lagerung auf der Holzmiete bis zu einer idealen Restfeuchte von 20 – 25 %. Zur Verwendung in der Heizanlage muss das Holz abschließend noch zu Holzhackschnitzeln gehäckselt werden.

Der gezielte Anbau und Einsatz von Agroforst als erneuerbare, klimaneutrale Energiequelle ist auch in der Südwestpfalz denkbar und sinnvoll. Ergänzend zum Projekt „Zukunft mit Dorfwerten“ mit den Fokusthemen Agroforst und Wärmeversorgung wird ab diesem Jahr im Landkreis die Errichtung eines Biomassezentrums zur Verwertung ungenutzter Biomassepotenziale durch das Projekt „Zukunft mit BiSS“ untersucht.

Details

Datum:
11. Februar

Veranstaltungsort

Ingweilerhof