Zukunft mit Dorfwerten

Quelle: Wochenspiegel Online

Landkreis Südwestpfalz. Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen hat elf ländliche Regionen ausgewählt, um sie bei der Entwicklung und Umsetzung eigener Strategien zur Steigerung ihrer Resilienz gegen krisenhafte Ereignisse zu unterstützen. Im Rahmen der Initiative Resiliente Regionen erhalten die elf Modellvorhaben eine finanzielle Unterstützung von jeweils bis zu 700 000 Euro. Angesichts der zunehmenden Risiken durch den Klimawandel und geopolitischer Konflikte, wie etwa den russischen Angriffskrieg, müssen Städte und Regionen ihre Infrastruktur schützen und sich auf krisenhafte Ereignisse vorbereiten. Die Initiative Resiliente Regionen des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen unterstützt die Regionen dabei, Frühwarnsysteme einzurichten, die Energieversorgung umzustellen und ihre Infrastruktur zu schützen. Hierzu gehört auch planerischer Ansätze für eine wirksame Vorsorge zu etablieren, beispielsweise den Aufbau einer Risikokommunikation oder ein Verwaltungsumbau um eine möglichst schnelle Handlungsfähigkeit im Krisenfall sicherzustellen.

Ein Beispiel für eines der ausgewählten Modellvorhaben aus insgesamt 32 eingereichten Beiträgen ist das Projekt Zukunft mit Dorfwerten im Landkreis Südwestpfalz. Darin wird untersucht, wie durch Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und Klimaschutzprojekte neue Wertschöpfungseffekte erzielt und Arbeitsplätze geschaffen werden können. Der Landkreis wird finanziell unterstützt, um eine integriertes Maßnahmenpaket zu erarbeiten und in der Praxis zu testen. Die Ergebnisse werden anschließend ausgewertet und anderen Regionen weitergegeben, um ihnen dabei zu helfen, ihre Resilienz gegen krisenhafte Ereignisse zu steigern. Im Landkreis Südwestpfalz steht der Anbau von Agrarholz im Fokus, also von schnellwachsenden Bäumen in der Landwirtschaft. Das alle vier bis acht Jahre geerntete Holz kann als Energieträger für eine klimaneutrale Wärmeversorgung eingesetzt werden. Hierzu wird im ersten Projektjahr eine Potenzialanalyse für drei Bereiche erstellt:

  • Flächenuntersuchung: Anbau von Agroforstsystemen,
  • Akteursuntersuchung: Erfassung der Biomasse-Logistikstrukturen sowie
  • Wärmekartierung in allen Ortsgemeinden: Basierend auf einer lokalen energetischen Verwertung der Agrarhölzer der Ermittlung von möglichen Anschlussnehmern neuer Nahwärmeverbünde

Als Beitrag zur Klimawandelanpassung, und um somit die Resilienz zu steigern, sollen zukünftig weitere Eigenschaften des Anbaus von Agrarhölzern im Landkreis zu Nutze gemacht werden. Durch einen gezielten streifigen Anbau der schnellwachsenden Bäume auf landwirtschaftlichen Flächen können zugleich Beiträge erzielt werden zur

  • Erosionsminderung
  • Abflussreduktion bei Starkregenereignissen
  • Landschaftsgestaltung
  • Biotopvernetzung oder
  • Kohlenstoffspeicherung

Ebenfalls wird im Projekt untersucht, welche neuen regionalen Organisationsstrukturen zur Vermarktung der neuen Angebote zu schaffen sind und welchen Beitrag die Planungsebene bringen sollte. Vorgesehen ist es mehrere Beteiligungsformate während der Projektlaufzeit durchzuführen, die im September 2025 endet. Beispielsweise sind Bürgerforen geplant zur Vertiefung des Dialogs, zur Sensibilisierung oder zielgruppen-spezifische Workshops zur Anpassung von Verwaltungs- und Planungsstrukturen. red./jj

Weitere Infos:

Was bedeutet Resilienz? Der Begriff der Resilienz wird häufig übersetzt als Widerstandsfähigkeit. Bezogen auf den Menschen beschreibt Resilienz die Fähigkeit von Personen oder Gemeinschaften, schwierige Lebenssituationen wie Krisen oder Katastrophen ohne dauerhafte Beeinträchtigung zu überstehen. Resilienz in Bezug auf den Klimawandel bedeutet zum Beispiel, dass der Mensch lernt, mit den Risiken und Folgen der globalen Erwärmung zu leben, sein Verhalten daran anzupassen und künftigen Krisen vorzubeugen.